Die Fragestellung dieses Beitrags scheint redundant zu sein. Reklamiert doch das Insolvenzrecht seit langem für sich, dasjenige Rechtsgebiet zu sein, das im Falle einer Krise bereitsteht, um die in einem solchen Szenario gerne und üblicherweise eintretende chaotische Situation in geordnete Bahnen zu lenken und einer erträglichen Lösung zuzuführen. Das ist so etwas wie das zwar selten ausgesprochene, dafür aber umso intensiver internalisierte Mantra und Narrativ dieser Rechtsmaterie.

Wie das aber nun einmal so ist mit derartigen Schlagwörtern. Sie sollten nicht davon abhalten, sie sich gelegentlich genauer anzusehen und zu hinterfragen, bevor sie verabsolutiert werden. Denn gerade die zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Beitrags zurückliegenden drei Jahre (2020 – 2023) waren krisengebeutelt durch Pandemie, Krieg, Energiekrise und Inflation – doch die Stunde des Insolvenzrechts hatte durchgängig kein einziges Mal geschlagen. Um diesem nicht einmal allein auf Deutschland begrenzten Befund gerecht zu werden, scheint es für die nachfolgenden Überlegungen angemessen zu sein, den Begriff „Krise“ ein wenig zu präzisieren, um der vorliegenden Fragestellung gerecht werden zu können. Deswegen wird nachfolgend zwischen der Krise eines einzelnen Unternehmens, der einer ganzen Branche und schließlich einer systemischen Krise unterschieden.