ZRI 2023, 1053

RWS Verlag Kommunikationsforum GmbH & Co. KG, Köln RWS Verlag Kommunikationsforum GmbH & Co. KG, Köln 2699-0490 Zeitschrift für Restrukturierung und Insolvenz ZRI 2023 NachrufGravenbrucher Kreis

Nachruf auf Dr. Bruno M. Kübler

Rückblick auf ein außergewöhnliches Lebenswerk

Mit großer Trauer nehmen wir Abschied von Dr. Bruno M. Kübler, einem außergewöhnlichen Juristen, Unternehmer, Insolvenzverwalter sowie Verleger, Herausgeber und Autor zahlreicher Fachliteratur auf dem Gebiet des Sanierungs- und Insolvenzrechts. Er ist am 13. November 2023 im Alter von 78 Jahren für uns überraschend gestorben.
Geboren am 6. April 1945 absolvierte Bruno Kübler mit 17 Jahren sein Abitur und studierte anschließend als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes in den Jahren 1963 bis 1967 Rechtswissenschaften und Betriebswirtschaftslehre an den Universitäten Köln, Fribourg/Schweiz und München. Sein Studium beendete er im Jahr 1967 im Alter von 21 Jahren in Köln mit der Ersten Juristischen Staatsprüfung. Für seine Promotion nutzte er eine Besonderheit in der Promotionsordnung der Kölner Rechtsfakultät und schrieb sich im vierten Semester als Doktorand von Hans Carl Nipperdey ein. Während seiner Zeit als Referendar im OLG-Bezirk München wurde er im Jahr 1969 von der Universität zu Köln zum doctor juris promoviert. Zugleich war er Assistent des Leiters der Rechts- und Steuerabteilung der Siemens AG in München.
Nach dem Zweiten Juristischen Staatsexamen, das er 1970 erfolgreich ablegte, folgte im gleichen Jahr die Zulassung als Rechtsanwalt. Eine Anstellung bei Siemens, die ihm auch eine Tätigkeit in New York offerierte, lehnte er ab und gründete seine eigene Anwaltskanzlei.
Es war kein geringerer als der Kölner Konkursrichter Wilhelm Uhlenbruck, der ihn motivierte, in den Gläubigerrat der Herstatt-Bank einzuziehen. Dies war der Grundstein seiner Karriere auf dem Gebiet des Konkurs-, Insolvenz- und Sanierungsrechts.
1976 gründete Bruno Kübler die RWS Verlag Kommunikationsforum GmbH in Köln, spezialisiert auf wirtschaftsrechtliche Fachliteratur und die Organisation von Fortbildungsseminaren in den Bereichen Recht, Wirtschaft und Steuern. Es folgte 1980 die Gründung der „Zeitschrift für Wirtschaftsrecht – ZIP“, deren alleiniger geschäftsführender Herausgeber er später wurde. Es folgten weitere Fachzeitschriften, u. a. INDat Report und zuletzt die ZRI. Daneben floss Küblers Expertise bis zuletzt in einen der umfassendsten Kommentare zur Insolvenzordnung ein, den er seit 1998 gemeinsam mit Hanns Prütting und Reinhard Bork herausgab und mitverfasste.
Seit 1978 war Bruno Kübler insbesondere als Konkurs-, Gesamtvollstreckungs- und Insolvenzverwalter tätig. Er widmete sich nahezu ausschließlich der Unternehmenssanierung und -abwicklung und wurde zu einem der führenden Konkurs- und Insolvenzverwalter in Deutschland. In seiner gesamten Laufbahn betreuten er und sein Team tausende Konkurs- und Insolvenzverfahren.
Zu Beginn arbeitete Kübler mit seiner Kanzlei ausschließlich von Köln aus. Früh erkannte er aber, dass mit dem Fall der Mauer eine Auftragslawine losbricht. Kübler konzentrierte sich deshalb nicht nur auf die Aufträge vor der Tür, sondern wurde deutschlandweit tätig. Ein Novum für die damalige Zeit. Kübler beging damit aus Sicht vieler einen Tabubruch und setzte sein Geschäft, das von Amtsrichtern und Rechtspflegern abhängig war, einem nicht zu unterschätzenden Risiko aus. Der Erfolg gab und gibt ihm bis heute Recht. Auch insoweit war Bruno Kübler ein Pionier seines Fachs und damit bereits vor vielen Jahren Vorreiter und Grundsteinleger für einen Teil der Entwicklungen, die das ESUG in Gesetzesform gegossen hat. Die Festschrift zu seinem 70sten Geburtstag würdigte bereits vor acht Jahren sein berufliches Lebenswerk.
Wer Bruno Kübler kannte, weiß, dass man ihn in streitigen Angelegenheiten lieber auf seiner als auf der Gegenseite hatte. Er scheute sich nie, sich bei anderen unbeliebt zu machen, wenn er für seine Ziele, seine Überzeugungen und seine Prinzipien teils auch unerbittlich kämpfte. Diese entwickelte er mit seinem messerscharfen Verstand als ausgezeichneter Kenner des Rechts.
So klagte er im Alter von 60 Jahren erfolgreich gegen seine Ablehnung beim Insolvenzgericht Berlin-Charlottenburg, das ihn mit Hinweis auf sein zu hohes Alter abgewiesen hatte. Für ihn ein „Beamtenrelikt“.
Neben seiner juristischen Brillanz war Bruno Kübler aufgrund seiner Bildung und seines Humors stets ein herausragender Gesprächspartner für vielfältige Themen.
Diejenigen, die Teil seines Teams sein durften, beschreiben ihn als zugewandten Lehrer und Mentor.
Bruno Kübler war einer von 15 Praktikern, die im Jahr 1986 auf Anregung des Bundesministeriums der Justiz zusammenkamen, um die Reform des damaligen Konkursrechts kritisch und konstruktiv zu begleiten. Aus dieser Initiative entstand 1986 der Gravenbrucher Kreis, dessen Gründungsmitglied und Sprecher er zwölf Jahre bis 1998 war.
Bis zuletzt hat sich Bruno Kübler als aktives Mitglied des Gravenbrucher Kreises für die Fortentwicklung des nationalen Restrukturierungs- und Insolvenzrechts sowie angrenzender Rechtsgebiete eingesetzt. Im Oktober dieses Jahres hatte er sich noch zur Mitgliederversammlung des Gravenbrucher Kreises angemeldet, konnte an dieser aber leider nicht mehr teilnehmen.
Wir verneigen uns vor dem Lebenswerk von Dr. Bruno M. Kübler, sind in Gedanken bei seiner Frau und Familie und wünschen seinen Partnern und dem RWS Verlag, dass sie sein Lebenswerk weiterentwickeln.
Die Mitglieder des Gravenbrucher Kreises

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