6. aktualisierte Aufl., 2023, Verlag W. Kohlhammer GmbH, 166 S., 28 €, ISBN 978-3-17-043806-4

Wenn ein im wahrsten Sinne des Wortes Lernbuch zum Insolvenzrecht bereits in 6. Auflage erscheint, dann hat dies Gründe, ebenso wie es bereits ein Qualitätsversprechen ist, wenn solche Branchenschwergewichte wie Hans Haarmeyer, weiland Professor für Wirtschafts- und Insolvenzrecht in Koblenz, und der Hamburger Insolvenzrichter Frank Frind sich auf die Fahne geschrieben haben, Studierende in das Rechtsgebiet einzuführen und auf die Prüfungen vorbereiten zu wollen und dem Praktiker einen schnellen Einstieg in dieses spannende Rechtsgebiet zu ermöglichen.

Und vor die Klammer gezogen: die Leserschaft wird nicht enttäuscht.

Nach einem erfreulich komprimierten, gelungenen Einstieg zu den Grundlagen des Insolvenzverfahrens behandelt das sprachlich an jeder Stelle präzise Werk zunächst die verschiedenen Stadien des Insolvenzverfahrens und sodann einzelne wesentliche Aspekte (Wirkungen der Verfahrenseröffnung, Gläubiger und ihre Organe, Anfechtung, Aufrechnung, sodann die Abwicklung des Verfahrens, Insolvenzplan und Eigenverwaltung). Abgerundet wird die Neuerscheinung durch eine Übersicht internationaler Bezüge (beschränkt auf die EuInsVO) und die Schilderung von Besonderheiten im Verfahren der natürlichen Person.

Die bei einem Werk dieses Umfangs notwendige Straffung setzt die Konzentration auf das zum Verständnis wirklich Wesentliche voraus, was den Verfassern blendend gelingt. Wie es beiden z. B. glückt, die Zwecke des Insolvenzverfahrens (Gläubigerbefriedigung, Ordnungsfunktion, Sanierungsoption, Erlangung der Restschuldbefreiung für den redlichen Schuldner) in von jeglichem Zierrat befreiter Sprache detailreich und knapp zu beschreiben und dennoch jüngste Entwicklungen aufzunehmen, ist tatsächlich bemerkenswert und nicht nur für den Studierenden ein Gewinn (Rz. 11).

Diese notwendige Straffung geht jedoch nicht zu Lasten der Durchdringung komplexer Einzelaspekte, wenn es auf feinste Verästelungen ankommt. Sinnbildlich zeigt sich dies pars pro toto bei der Behandlung des rechtlichen Interesses beim Gläubigerantrag (Rz. 64 f.) oder der Darstellung der sog. Einzelermächtigung bei der „schwachen“ vorläufigen Verwaltung (Rz. 107 ff.). Befreit von sicherlich interessanten, von der Zielsetzung des Werks hier jedoch deplatziert wirkenden, historisierenden Schilderungen werden auch jüngste gesetzgeberische Entwicklungen wie das SanInsKG thematisiert, das Werk befindet sich damit auf dem neuesten Stand (Rz. 15, siehe z. B. auch Rz. 288, die auch die interimistischen Regelungen des SanInsKG zum Zeitraum der Finanzplanung beim Eigenverwaltungsantrag nennt).

Nicht nur für Einsteiger und Studierende hilfreich sind die zahlreichen knappen und gestalterisch hervorgehobenen Einschübe, bestehend z. B. aus Prüfungsschemata (Rz. 30), Ablaufdiagrammen (besonders gelungen Abb. 8 zur Betriebsfortführung im Insolvenzeröffnungsverfahren, Abb. 10 zu den Wirkungen der Verfahrenseröffnung und Abb. 13 zum Insolvenzplanverfahren) und praktischen Hinweisen.

Das Werk wird abgerundet durch zahlreiche auf der Seite des Verlages zum Download zur Verfügung stehende Fälle, Muster und gerichtliche Entscheidungen, auf deren Existenz im Werk in den jeweiligen Stellen auch hingewiesen wird. Aus Praktikersicht besonders hervorzuheben sind die gelungenen Muster für Gutachten, Liquiditätsplanungen und ein Musterinsolvenzplan für Freiberufler.

Nicht nur für Studierende und Referendare, für Berufseinsteiger und diejenigen Kollegen und Kollegen, die vornehmlich in anderen Rechtsgebieten unterwegs sind und sich einen Überblick verschaffen wollen, auch für fortgeschrittene Semester der Anwaltschaft, die Kanzleineueinsteigern ein Werk an die Hand geben wollen, um sich einen zügigen kenntnisreichen Überblick zu verschaffen, gilt: Prädikat: besonders wertvoll, einschränkungslose Kaufempfehlung.