RWS Verlag Kommunikationsforum GmbH & Co. KG, Köln
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2699-0490
Zeitschrift für Restrukturierung und Insolvenz
ZRI
2024
Literatur
Gehrlein, Markus/Thole, Christoph, Aktuelle Probleme der Insolvenzanfechtung,
16. Aufl., 2024, XIII und 432 S., 88 €, ISBN 978-3-8145-7812-5
Als im Jahre 2020 die seinerzeit noch von Prof. Dr. Markus Gehrlein und Prof. Dr. Reinhard Bork verfasste 15. Auflage des im Markt seit langem gut eingeführten Werkes „Aktuelle Probleme der Insolvenzanfechtung“ erschien, war kaum zu erwarten, wie tiefgreifend die Rechtsprechung des IX. Zivilsenates des BGH die praktische Anwendung der Vorsatzanfechtung verändern wird. Ausgehend von der Entscheidung des BGH (Urt. v. 6. 5. 2021 – IX ZR 72/20, BGHZ 230, 28 ff. = ZRI 2021, 695 ff.), wonach der Gläubigerbenachteiligungsvorsatz des Schuldners im Fall der erkannten Zahlungsunfähigkeit zusätzlich voraussetzt, dass der Schuldner im maßgeblichen Zeitpunkt wusste oder jedenfalls billigend in Kauf nahm, seine übrigen Gläubiger auch künftig nicht vollständig befriedigen zu können, wurden die Anforderungen und Grenzen der Anwendung von § 133 InsO neu definiert.
Der langjährige Mitautor Reinhard Bork, der sich neuen Aufgaben zuwendet und als Bearbeiter ausscheidet, hat in Prof. Dr. Christoph Thole, Universität zu Köln, einen kompetenten und engagierten Nachfolger gefunden, so dass das im Jahre 2006 durch Prof. Dr. Walter Gerhardt und VRiBGH a. D. Dr. Gerhart Kreft begründete Werk souverän fortgeführt werden kann.
Die erprobte Konzeption des Buches wurde beibehalten, indem zunächst „Sinn und Zweck des Anfechtungsrechts“ (Kapital A.) dargestellt werden, bevor die „Grundnorm des § 129 InsO“ (Kapitel B.) behandelt wird. Im Fokus des Werkes stehen „Einzelne Anfechtungstatbestände“ (Kapitel C.), die systematisch, auch unter Berücksichtigung der Besonderheiten des COVInsAG (Rz. 408 bis 411), behandelt werden. Die „Neujustierung der Vorsatzanfechtung bei Zahlungsunfähigkeit“ wird in den Rz. 715 bis 759 kenntnisreich und detailliert behandelt. Der „Anfechtungsanspruch (§ 143 InsO)“ (Kapitel D.) wird insbesondere unter Berücksichtigung der Durchsetzungsmöglichkeiten (Rz. 1463 bis 1489) behandelt, bevor Ausführungen zum „Internationalen Insolvenzanfechtungsrecht“ (Kapitel E.) den Text des Buches abschließen.
Die bewährte und hilfreiche Orientierung an der Rechtsprechung des BGH und die umfassende Dokumentation der Fundstellen wird ebenso beibehalten wie die leserfreundliche Darstellung der Rechtsprechungsnachweise in den Einschüben. Dieses Konzept der Skripten aus dem Verlag RWS erschließt die maßgebliche Rechtsprechung auf einen Blick. Weitere Hinweise auf die Literatur sind bewusst sparsam gehalten, da der Praktiker sich im Wesentlichen an die Judikatur hält. Die Lesefreundlichkeit wird in einigen Abschnitten weiter noch dadurch gesteigert, dass wichtige Stichworte fett markiert sind, was bei einer Folgeauflage durchaus flächendeckend erfolgen sollte.
Das Insolvenzanfechtungsrecht hat für die Erreichung des Verfahrensziels, die gemeinschaftliche Gläubigerbefriedigung, elementare Bedeutung. Zeichnen sich bereits vor Eröffnung des Insolvenzverfahrens Anfechtungsansprüche ab, ermöglicht dies regelmäßig die Verfahrenseröffnung und damit überhaupt erst eine geordnete Gläubigerbefriedigung. Im Insolvenzverfahren selbst stellt die Geltendmachung von insolvenzanfechtungsrechtlichen Rückgewähransprüchen regelmäßig das Fundament der Gläubigerbefriedigung dar. Während die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen regelmäßig global an Darlehensgeber zediert sind und auch andere Wirtschaftsgüter mit Fremdrechten belastet sowie Ansprüche gegen die Geschäftsleiter und Gesellschafter oft nicht werthaltig sind, können Insolvenzanfechtungsansprüche die Aktivmasse regelmäßig deutlich anreichern. Es ist daher zwingend, dass Insolvenzverwalter und ihre Rechtsanwälte das Insolvenzanfechtungsrecht in all seinen Facetten beherrschen und durchsetzen. Aber auch für Anfechtungsgegner ist das Werk von erheblicher Bedeutung, da unberechtigt geltend gemachte Insolvenzanfechtungsansprüche erfolgreich abgewehrt werden sollen.
Das Werk ist auf aktuellstem Stand und seine Verfasser sind ausgewiesene und langjährig erfahrene Kenner des Insolvenzanfechtungsrechts. Das Buch ist in jeder Hinsicht zur Anschaffung zu empfehlen.
Prof. Dr. Jens M. Schmittmann, FOM Hochschule, Essen