Roschmann Glas GmbH findet Zukunftslösung – Standort und Arbeitsplätze bleiben in Gersthofen erhalten
· Dr. Alexander Zarzitzky zum Insolvenzverwalter bestellt
· Roschmann Glas GmbH verkauft an Unternehmen der Ertl Glas AG
· Internationale Tochterunternehmen arbeiten weiter
Augsburg/Gersthofen, 21. Oktober 2025 – Das Amtsgericht Augsburg hat zum 1. Oktober 2025 die Insolvenzverfahren über vier Gesellschaften der Roschmann-Gruppe eröffnet. Für die Roschmann Glas GmbH mit rund 50 Mitarbeitenden am Standort in Gersthofen wurde eine tragfähige Fortführungslösung gefunden. Ein Unternehmen aus dem Verbund der österreichischen Ertl Glas AG übernimmt künftig den Geschäftsbetrieb und führt damit die Glasbau-Tradition am Standort Gersthofen fort. „Die Einigung mit der Ertl Glas AG ist ein starkes Signal für die Region. Wir sichern rund 50 Arbeitsplätze und sorgen dafür, dass die Glasbau-Tradition in Gersthofen fortgeführt wird. Die positive Lösung wurde möglich, weil alle Verfahrensbeteiligten einen großen Einsatz gezeigt haben. Auch das Team der Mitarbeitenden hat einen starken Beitrag geleistet“, erklärt Dr. Alexander Zarzitzky.
Die Gruppe der Ertl Glas AG ist ein großes Unternehmen mit Sitz in Österreich. Der Vollsortimenter in Sachen Glas erzielt mit rund 300 Beschäftigten einen Jahresumsatz von rund 50 Mio. EUR und wurde vor mehr als 80 Jahren gegründet. Die Firma verfügt über weitere Standorte in Tschechien und Slowenien. Als neuer Inhaber möchte die Gruppe die bisherige Roschmann Glas GmbH weiter entwickeln und die Position am Markt weiter ausbauen. Für Kunden und Lieferanten ist durch den Verkauf weiterhin eine gute und stabile Geschäftsbeziehung gesichert.
Internationale Tochtergesellschaften arbeiten weiter
Die internationalen Töchter der Roschmann Gruppe in Großbritannien, den USA und Frankreich sind von den Insolvenzverfahren nicht betroffen. Für die operativ tätigen Gesellschaften in den USA und Großbritannien wurden bereits Investorenlösungen gefunden. Für die französischen Gesellschaften läuft derzeit ein strukturierter Investorenprozess.
Ursachen der wirtschaftlichen Krise
Trotz eines vom Gesellschafter unterstützten Restrukturierungsprozesses geriet die Roschmann-Gruppe in den vergangenen Monaten zunehmend unter Druck. Im ersten Quartal 2025 kam es infolge einer schwächeren Marktentwicklung, rückläufiger Aufträge und projektbezogener Verzögerungen zu einem deutlichen Leistungsrückgang. Dies führte zu verspäteten Zahlungseingängen und einem erhöhten Liquiditätsbedarf. Hinzu kamen inflationsbedingte Kostensteigerungen sowie ein gestiegener Aufwand für Fremddienstleistungen infolge der Umstellung auf eine schlankere Fertigungsstruktur. Die parallel eingeleitete Investorensuche konnte nicht rechtzeitig abgeschlossen werden – der Insolvenzantrag war daher unvermeidlich.
Keine Lösung bislang für Roschmann Konstruktionen aus Stahl und Glas GmbH
Für die Roschmann Konstruktionen aus Stahl und Glas GmbH konnte bisher keine tragfähige Investorenlösung gefunden werden. Aus diesem Grund musste den Beschäftigten nun gekündigt werden. Ein Kernteam wird die begonnenen Aufträge abarbeiten, um die noch laufenden Kundenprojekte geordnet zu Ende zu führen.
Die Roschmann-Gruppe
Die Roschmann-Gruppe zählt zu den führenden Spezialisten für anspruchsvolle Fassadenarchitektur aus Stahl und Glas. Ursprünge des Unternehmens reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Seit 1952 ist Roschmann in Gersthofen ansässig, wo auch die eigene Fertigung für Stahl- und Blechbearbeitung angesiedelt ist. Ein architektonisches Wahrzeichen ist der 2020 eröffnete „Glass Tower“ mit elf Geschossen Bürofläche und einer modernen Produktionshalle. Die Liste der realisierten Projekte umfasst internationale Architektur-Highlights wie das Norwegische Nationalmuseum in Oslo, den EZB-Hauptsitz in Frankfurt, das IOC-Headquarter in Lausanne, ein Campuscenter der Harvard University in Boston, das Überseequartier in Hamburg, die WWK-Arena in Augsburg sowie das National Air and Space Museum in Washington. Seit 2017 gehört die Gruppe zur RSBG SE, einer Beteiligungsgesellschaft der RAG-Stiftung.